Das Leben ist eine Katastrophe!

Wer hätte gedacht, dass dieses Zitat von Peter Turrini, dem Autor der turbulenten Komödie DER TOLSTE TAG oder FIGAROS HOCHZEIT, in 2020 so den Nagel auf den Kopf trifft?

Nachdem ich gehofft hatte, dass wir als Neues Globe Theater, in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, den Veranstaltern vor Ort in ganz Deutschland und der Schweiz, durch mustergültig umgesetzte Hygienekonzepte und pandemie-kompatible Uminszenierungen aller Produktionen, auch den Winter über Theater spielen und anbieten dürfen, wurde uns durch den kulturellen Kahlschlag Anfang November abermals der Stecker gezogen. 

Was wir bereits Ende September befürchtet hatten, trifft nun leider tatsächlich ein und trifft das Neue Globe Theater obendrein mit voller Wucht: Die Maßnahmen ab Anfang November waren nicht drastisch genug, zumindest die kulturellen Angebote waren nicht der große Treiber, der die Infektionszahlen nach oben schnellen ließ. Dazu gibt es mittlerweile Untersuchungen, veröffentlicht z.B. in der Süddeutschen Zeitung (hier >>) oder im Ärzteblatt (hier >>).

Unser kulturelles Bauernopfer konnte ergo nicht verhindern, dass die Todeszahlen Anfang Dezenber leider wesentlich höher liegen, als noch vor 5 Wochen, und auch die Neuinfektionen sind nicht zurückgegeangen. Im Gegenteil: Während sich Anfang November noch viele „Herbstferien-Reisewillige“ testen ließen, die bei positiven Befunden, weil ohne Symptome, als Zufallstreffer betrachtet werden konnten, dürfen sich mittlerweile nur noch Patienten mit (starken) Symptomen testen lassen. Man muss also heute von einer wesentlich höheren Infektionszahl ausgehen, als kommuniziert und „ertestet“ wird.

Sei’s drum. Hauptsache, wir alle gemeinsam bekommen diese gefährliche Pandemie so schnell es geht in den Griff und die Infektionszahlen runter – vor allem die Todesfallzahlen!

Leider erreichen uns aber schon Hiobsbotschaften unserer Gastspielhäuser das Frühjahr 2021 betreffend. In einigen Fällen wird bereits jetzt die gesamte Saison bis Sommer 2021 abgesagt, ohne dass Ausweichtermine in der darauffolgenden Spielzeit verbindlich angeboten werden können. Auch von massiven Kündigungen der Abonennten ist die Rede. Überhaupt liegt das Booking für die Spielzeit 2021/2022 zur Zeit praktisch brach. Nur wenige Veranstalter trauen sich, bei unsicheren finanziellen Perspektiven, Verträge abzuschließen und Buchungen zu tätigen. Zumal die Spielpläne durch unzählige Verschiebungen quasi dicht sind. (Fast) nichts geht mehr. 

Wie soll man in dieser Situation neue Produktionen planen und finanzieren? Zumal die letzten Produktionen auf Grund der vielen Stornierungen (ohne Ausfallhonorare!) noch nicht refinaziert sind. Zumindest das für kulturelle Förderung zuständige Brandenburger Ministerium beweist in dieser für uns schweren Zeit Kontinuität: 
Zum sechten Mal in Folge erhält das NEUE GLOBE THEATER keine Projetförderung für die neue Produktion DON QUIJOTE im Mai 2021 vom Land Brandenburg. Zuletzt erhielt das NEUE GLOBE THEATER im Frühjahr 2016 für meine Inszenierung von KÖNIG LEAR von dieser Seite eine Unterstützung.

Das trifft mich und uns, gerade jetzt, echt hart.
Tja. Das Leben ist, zumindest zur Zeit, eine Katastrophe… 

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in Neue Jahr.
Es kann nur besser werden!